
Über Soziale Innovation
Die erste Definition von sozialer Innovation stammt aus den 1980er Jahren von Wolfgang Zapf und Peter Drucker. Soziale Innovationen sind demnach neue Wege, Ziele zu erreichen – neue Organisationsformen und neue Lebensstile, die die Richtung des sozialen Wandels verändern, Probleme besser lösen und die es wert sind, nachgeahmt und institutionalisiert zu werden.
Seither gewinnt das Konzept europa- und weltweit an Bedeutung. “The future of Innovation is Social Innovation” hat Carlos Moedas, Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation gesagt und damit betont, dass angesichts der “Grand Challenges”, der großen Herausforderungen unserer Zeit wie die demographische Entwicklung, das Thema Arbeit, die Klimakrise und Digitalisierung unser Fokus auf den sozialen Innovationen sein muss, nicht mehr bei den technischen Innovationen alleine.
Der Begriff birgt aber auch eine Gefahr: Soziale Innovation heisst schnell einmal, dass nur Neues besser ist, dass nur Billigeres besser ist oder dass innovativ immer heissen muss, dass der Markt es regelt. Ich sehe das anders.
Ich verstehe Soziale Innovation so, dass wir auf die großen Herausforderungen der Zukunft Antworten geben müssen, die von möglichst vielen unterschiedlichen Akteur*innen gemeinsam gegeben werden: Nutzer*innen müssen eingebunden werden, Politik, Zivilgesellschaft, Bürger*innen und Unternehmen gemeinsam müssen an tragfähigen Lösungen arbeiten und das mit neuen Methoden. Genau das passiert schon an vielen Ecken in ganz Europa: machbare und lebbare Utopien im kleinen und großen.
In Frankreich gibt es “Territoires zero chômeur de longue durée”, Regionen ohne Langzeitarbeitslosigkeit. Das Ziel ist, Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen und gleichzeitig regionale Infrastruktur zu erhalten. In einem Konsortium kooperieren Gemeinden, Unternehmen und Bürger*innen, um das Ziel gemeinsam zu erreichen.
In Großbritannien gibt es in Preston ein Modell einer Stadt, die durch den gezielten Aufbau lokaler und regionaler wirtschaftlicher Strukturen Wohlstand und Gemeinwohl schafft. Durch innovative öffentliche Beschaffung nach sozialen, regionalen und ökologischen Kriterien wird “community wealth” aufgebaut und in der Region gehalten.
In Flandern wird erfolgreich ReUse und Arbeitsmarktintegration kombiniert: Durch eine enge Kooperation der Kommunen, der Sozialwirtschaft und der Abfallwirtschaft werden Arbeitsplätze für langzeitarbeitslose Menschen geschaffen und gleichzeitig die Kreislaufwirtschaft gestärkt.
Was das für Wien heißt? Wien kann Sozialhauptstadt sein – Welthauptstadt für Soziale Innovation.
Mit einer innovativen Arbeitsmarktpolitik, die nicht mehr vom 1., 2. und 3. Arbeitsmarkt spricht, sondern von einem Arbeitsmarkt für Alle.
Mit einer innovativen Vergabepolitik in der Stadt, die soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt und einen bestimmten Prozentsatz der öffentlichen Vergabe nach genau solchen Kriterien vergibt.
Mit einer innovativen Kultur von Beteiligung und Ko-Kreation, die die Weisheit der Vielen nützt und alle Akteur*innen einbindet und verbindet.
Mit einem innovativen Zugang zu Digitalisierung, die davon ausgeht, dass es auch beim Thema Digitalisierung immer um Beteiligung und Inklusion geht.
13.2.2020